Gratulanten
Liebe Bürgerinnen und Bürger,
als wir Absolventen in Potsdam 1978 an unsere Einsatzorte vermittelt werden sollten, hieß es, nach Marzahn kämen nur „die Besten“. Der neue Stadtbezirk sollte sozialistischer Vorzeigebezirk werden, ich musste nach Köpenick. Dort waren die Wohnverhältnisse aber so miserabel, dass es uns 1983 doch vom Müggelsee nach Marzahn-Ost verschlug. Das war bei allem „Vollkomfort“ gewöhnungsbedürftig. Wie uns erging es vielen. In den damaligen Zeitungen finden sich zuhauf Annoncen wie „Tausche Vollkomfortwhng., Köp. bevorz.“. Das waren Leute wie wir, die aus Marzahn wieder weg wollten. Im Lauf der Jahre änderte sich das. Parallel zu den Bäumen wuchs ein stabiles Geflecht menschlicher und beruflicher Beziehungen, und eines Tages merkte ich: Ich bin Marzahner mit Leib und Seele, und ich will gar nicht mehr woanders leben. Warum eigentlich? Ich liebe Berlin, aber die engen Schluchten der City-Bezirke möchte ich nicht ertragen müssen. Hier sind Licht, Luft und Sonne. Hier konnten unsere Kinder unbeschwert aufwachsen. Hier pflegen die Menschen einen etwas eigenwilligen, aber doch herzlichen und respektvollen Umgang. Ja, die Gastronomie ist erbärmlich und die Ladenstruktur (bewusst?) ziemlich billig gehalten. Ja, hier fehlen Arbeitsplätze. Ja, die Kultur kommt vergleichsweise schmalbrüstig daher – auch mein Verein versucht dagegenzuhalten. Ja, es gibt auch bittere Armut und unverschämtes Protzentum, aber unmenschliche Lebensbedingungen noch immer nicht. Das soll so bleiben.
Ich liebe Marzahn-Hellersdorf, es ist mir Heimat geworden.
Herzlichen Glückwunsch zum „Vierzigsten“!